Brot und Töne

Eine Gruppe von 57 arbeitslosen Musikern kämpft im Osten Berlins um Arbeit. Nachdem die öffentliche Förderung ihres Sinfonieorchesters eingestellt wurde, wagen die Musiker ein aussichtslos scheinendes Unterfangen. Sie versuchen, im Rahmen der deutschen Arbeitsförderungsgesetze eine Rettung für ihr Orchester zu finden.

Anfang 1999 gründete Lutz Daberkow, früher Intendant am Volkstheater Halberstadt, in den östlichen Randbezirken von Berlin (Hellersdorf, Marzahn, Hohenschönhausen) ein Sinfonieorchester für arbeitslose Musiker - eine Reaktion auf die Schließung von etwa 30 Orchestern im wiedervereinigten Deutschland. Zwei Jahre lang zahlten Senat und Arbeitsamt den Musikern ein Gehalt, das knapp über ihrem Arbeitslosengeld lag. Als die Stadt Berlin eine Haushaltssperre verhängte, wurde die so genannte Strukturanpassungsmaßnahme abrupt beendet.

Die Musiker haben ihr Orchester aber längst nicht aufgegeben. Sie sind fast alle älter als 35 Jahre. Das bedeutet, sie werden zum Vorspielen nicht mehr eingeladen. Das H.M.H.-Sinfonieorchester ist für die meisten von ihnen die letzte Gelegenheit, ihren Beruf auszuüben. Drei Mitglieder des Orchesters - Simona Popa (Kontrabass, 37 Jahre), Jakob Richter (Horn, 41) und Jürgen Dempewolff (Geige, 57) erzählen in dem Film Brot und Töne von ihrem Leben als Musiker. "Wenn man sich für die Laufbahn als Orchestermusiker entschieden hat, ist man darauf angewiesen, im Orchester zu spielen", sagt Jürgen Dempewolff.

Lutz Daberkow versucht, ihnen die mageren Erfolgsaussichten des Projekts nicht zu verschweigen und sie gleichzeitig zum Durchhalten zu motivieren. "Es gibt Grund zum gedämpften Optimismus" wiederholt er immer wieder. Der Film begleitet den Existenzkampf des Orchesters während der ersten Monate, in denen die Musiker den Konzertbetrieb ohne öffentliche Fördergelder aufrechterhalten.


Auszeichnung

Starter Filmpreis der Stadt München 2004

Aus der Begründung der Jury:
"Judith Malek-Mahdavi und Jens Schanze haben ein Stück Gegenwart eingefangen. "Brot und Töne" ist ganz nah dran an den Leuten, die er porträtiert, ohne falsches Mitleid, ohne sich über sie zu erheben oder zu kommentieren. Beiläufig schildert der Film den Umgang mit der ständig wieder drohenden Arbeitslosigkeit, ein zentrales, gesellschaftliches Problem. Die Musik ist Stilmittel, um die lustvolle Weigerung, angesichts der aussichtslosen Situation zu kapitulieren, widerzuspiegeln. Man geht mit den Menschen mit, man hofft mit ihnen. Und so gelingt es dem Film trotz des schwierigen Sujets, Lebenslust zu vermitteln."


Mitwirkende

Simona Popa, Kontrabass
Jakob Richter, Horn
Jürgen Dempewolff, Geige
H.M.H.-Sinfonieorchester Berlin
Reinhard Heinisch
Lutz Daberkow
Helmut Kontauts
Pia Golke
Chor der Musikschule TONART Strausberg
Kammerchor der Singakademie Potsdam
Gemischter Chor Strausberg


Team

Buch, Regie, Kamera, Ton, Montage: Judith Malek-Mahdavi, Jens Schanze
Mischung: Manfred Schmid
Postproduktion: Uwe Wrobel
Farbkorrektur: Peider A. Defilla
Redaktion: Ulrike Dotzer, NDR /Arte
Rechtsberatung: Christian Füllgraf
Plakatmotiv: Peter Junge
Produzent: J. Malek-Mahdavi, J. Schanze


Musik

Auf Ferienreise, Ohne Sorgen (Josef Strauß)
Rosen aus dem Süden, An der schönen Blauen Donau (Johann Strauß)
Leuchtkäferln (Eduard Strauß)
Kadenz für K.D.von Dittersdorfs Konzert für Kontrabass und Orchester in E-Moll (Heinz Karl Gruber)
Klavierkonzert Nr. 2 (Frédéric Chopin)
Duo Nr. 5 für zwei Waldhörner (Carl Theodor Henning)
Duett Nr. 5 (Otto Nicolai)
Nil-Arie aus Aida (Giuseppe Verdi)
Requiem - Hostias, Communio (W.A. Mozart)


Technische Daten

Herstellungsland: Deutschland 2003
Aufnahmeformat: Mini-DV, Pal, 4:3
Vorführformat: Digibeta
Ton: Stereo
Laufzeit: 52 Minuten