San José - Der Mond ist unser Licht

Sechs Monate begleitet der Film die Einwohner von San José durch ihren Alltag. Er dokumentiert das Leben der Dorfgemeinschaft im tropischen Tiefland Nordboliviens an der Schwelle zwischen Tradition und Moderne.

Die Vorfahren Don Faustinos und seiner Nachbarn zogen einst jagend durch den Regenwald und bauten Mais, Reis und Yucca auf kleinen Flächen an, die sie durch Brandrodung urbar machten. Nach ein oder zwei Jahren wechselten Sie den Ort und der Wald eroberte sich die Ackerfläche zurück.

Heute ist San José ist ein Dorf mit 450 Einwohnern. 1716 gründeten Franziskanermönche die Mission und führten Angehörige der Tacanas aus dem Flachland und der Quechuas aus den höher gelegenen Andentälern zusammen. Mit Gründung der Mission wurden die Nomaden allmählich sesshaft.

Die Region gehört zum artenreichsten Waldgebiet ganz Südamerikas. Seit einigen Jahren gibt es intensive Bemühungen, dort einen Nationalpark von fast 2 Millionen Hektar einzurichten. San José ist das einzige Dorf, das innerhalb des geplanten Parks liegen wird.

Aufgrund seiner Abgelegenheit - zu erreichen ist es lediglich nach 30 km Fußmarsch oder 1-2 tägiger Motorbootfahrt - hat sich die Lebensweise der Menschen über die Jahrhunderte nur wenig verändert. Jagd und Brandrodungsfeldbau bilden nach wie vor ihre Lebensgrundlage. Da sie jedoch unter dem Einfluss der Missionare ihre nomadische Lebensweise aufgaben, ist der nicht für Dauerbewirtschaftung geeignete Boden des Regenwaldes extremen Belastungen ausgesetzt.

Besonders die Jugend, durch Schulbildung und Militärdienst verstärkt in Kontakt mit der "Außenwelt", verlässt San José in Richtung der urbanen Zentren.

Im Dorf selbst steigt die Abhängigkeit von Zivilisationsprodukten, für deren Ankauf Geld beschafft werden muss. Heute geschieht das fast ausschließlich über den illegalen Verkauf von Mahagoni. Je nach Marktlage haben die Menschen in den vergangenen Jahrzehnten Gold, Kaffee oder Häute wilder Tiere an wandernde Händler verkauft. Inzwischen bieten auch internationale Holz - und Ölgesellschaften den jungen Leuten Jobs als Tagelöhner an. Sollte das Gebiet um San José zum Nationalpark erklärt werden, würden die Kontrolleure der Parkverwaltung nicht nur die den illegalen Holzeinschlag stärker unterbinden, auch Brandrodung und Jagd würden strengen Beschränkungen unterliegen.


Team

Buch, Regie, Kamera, Ton: Jens Schanze
Schnitt: Inge Ritter
Redaktion: Bodo Fabian, NDR
Dank an: Conservación Internacional, Programa Bolivia
Produzent: Jens Schanze für NDR und Deutsche Welle


Technische Daten

Herstellungsland: Bolivien, Deutschland 1995
Aufnahmeformat: S-VHS, Farbe, 4:3
Vorführformat: Betacam SP
Laufzeit: 44 Minuten